Italia Duemila, Kapitel 2, Südtirol

Gibt es M+S-Reifen für Motorräder?

Die erste Etappe ist immer die leichteste. Und da wir bei Bekannten übernachteten, waren wir nicht einmal unter Zeitdruck. Trotzdem fuhren wir bis Österreich auf der Autobahn - die deutschen Landstraßen zu erkunden, das hatten wir uns für ein andermal vorgenommen.

kapelle_am_bergIm Nachbarland angekommen, gab es dann doch bereits die erste Aufregung: Dirk hatte seine Grand Canyon bis auf wenige Tropfen Benzin leergefahren und bis zur nächsten Tankstelle waren es noch ein paar Kilometer. Es wurden die Längsten dieser Etappe. Mit dem letzen Kolbenhub retteten wir uns schließlich an die ersehnte Zapfsäule.

Etwas abseits der Tankstelle rasteten wir, danach machten wir uns auf den Weg zum Brennerpaß. Dieser ist besonders für Motorradfahrer gegenüber der Brennerautobahn auf jeden Fall die bessere Alternative. Das Wetter meinte es gut mit uns und so hatten wir nicht nur die beste Aussicht, sondern auch trockene Straßen, was wir gerne ausnutzten.

Bis zur Italienischen Grenze fuhren wir auf großen Bundesstraßen weiter, weil wir schneller vorankommen wollten. Ab Vipiteno wählten wir dann auch mal ein kleineres kurviges Seitensträßchen, bis wir schließlich in Sankt Sigmund (San Sigismondo) ankamen. Die Motorräder wurden nach der obligatorischen Begrüßungszeremonie entladen und gleich wieder bestiegen, denn im Nachbarort gibt’s die beste Pizza Italiens - versprach uns Dirk. Und bis Levanto sollte er auch Recht behalten.

Am nächsten Morgen ließen wir uns Zeit mit dem Aufstehen und Frühstücken, denn wir mußten keine Mörderetappe hinter uns bringen. Der Himmel hing bedrohlich grau und düster und es schien, als wollten die Blumen auf den Wiesen das schlechte Wetter wegblühen. Die unbekümmerte Geschäftigkeit, mit der die Bienen auf diesen Wiesen ungeachtet der Regenwolken ihren Nektar sammelten stimmte uns zuversichtlich.

So brachen wir auf, die Berge kennenzulernen. In Mühlen, nördlich von Bruneck, bogen wir ab Richtung Nöfessee. Dieser Stausee war Anfang Mai tatsächlich noch zugefroren. Nach einer kurzen Schneeballschlacht und zwei, drei Fotos froren, pardon, fuhren wir, begleitet von einem heftigen Wolkenbruch, wieder ins Tal. Nach kurzer Zeit auf sich schlängelnden Landsträßchen waren wir wieder trocken und schließlich kam sogar doch noch die Sonne heraus.

Dann fuhren wir der ohnehin dünn besiedelten Zivilisation noch etwas davon und nahmen ein paar Schotterpisten unter die Räder. Irgendwann war es dann aber doch zuviel für das Fahrwerk meiner Deauville — und vielleicht auch für meine Fahrkünste und so setzten wir unsere Landschaftsbesichtigung wieder auf asphaltiertem Untergrund fort.
Mit fortschreitender Uhrzeit wurde das Wetter immer besser und Dirk konnte sogar noch ein nettes “On-the-road”-Video drehen, indem er seine Kamera mit Spanngummis auf dem Tankrucksack befestigte. Als wir es später betrachteten, beschlossen wir, das Video bis zur Heimkehr gut zu verstecken - es hätte in einer eventuellen Verkehrskontrolle dem Schutzmann gut als Beweismaterial gedient, denn was da auf dem Tacho zu sehen war, war jenseits von gut und böse. Also, beim nächsten Dreh die Kamera so justieren, daß der Tacho nicht im Blickfeld ist.

Am nächsten Tag war es wieder aus mit gutem Wetter. Es regnete nur einmal und zwar den ganzen Tag. Trotzdem machten wir uns auf nach Bruneck, denn ich wollte in einem Motorradladen dickere Handgriffe kaufen. Ich frage mich wirklich, ob ich so ungewöhnlich große Hände habe oder die anderen Biker so kleine, denn bei allen Motorrädern, die ich bisher gefahren habe, waren die Griffe so dünn, daß die Hände nach längeren Touren schmerzten. Man setzt schließlich einen Papagei auch nicht auf ein Stängelchen für Kanarienvögel. Bei einem Rollerhändler wurden wir nach langer Suche schließlich fündig. Er hatte zwar keine dicken Motorradgriffe, aber flexible Gummigriffe für Roller. Mit Gewebeband wurden die Lenkerenden der Deauville im Durchmesser etwas dicker gemacht. Darüber mit vereinter Kraft die Gummigriffe. Zugegeben, die Konstruktion war abenteuerlich, aber sie hielt 6000 km.

Abends wanderten wir zu einer Pizzeria in der Nähe, und nach ein, zwei Karaffen Rotwein hatten wir die nötige Müdigkeit für die letzte Nacht in Südtirol. Die Weiterreise durch die Dolomiten an die Adria verlief ohne Sensationen. Zwar machten wir noch einen kleinen Abstecher, weil wir die drei Zinnen sehen wollten, aber das einzige was wir sahen waren Wolken. Dafür war die Straße nicht ganz schneefrei.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert