Italia Duemila, Kapitel 6, Pozzuoli und Rom

Alle Wege führen nach Rom, oder nicht?

Zunächst mußte aber erst einmal der Weg nach Neapel zurückgelegt werden. Die Etappe war zwar eher kurz, aber bei entsprechender Auswahl kleinerer Seitenstraßen hinkt man schnell dem Zeitplan hinterher. Wenn dann auf der Autobahn, auf der man die verlorene Zeit gutmachen will, noch ein Baustellenstau ein schnelles fortkommen verhindert, fehlt einem endgültig das Zeitpolster, das man zur Sicherheit für den neapolitanischen Verkehr haben wollte.

Nicht umsonst hatte mich ein italienischer Arbeitskollege für verrückt erklärt, mit dem eigenen Fahrzeug nach Neapel fahren zu wollen. Er selbst fahre immer nur mit dem Zug, wenn er seine Oma besuche, die in Neapel wohnte. Mit dem Auto sei ihm das zu gefährlich. Nun, inzwischen sind wir auch schlauer.

Als wir schließlich per Autobahn in Neapel ankamen merkten wir zuerst noch nichts von dem sich anbahnenden Chaos. Sobald wir aber auf die, quer durch Neapel verlaufende, Stadtautobahn gewechselt hatten, stellten wir schnell fest, daß man hier Nerven aus Stahl braucht. Auf den drei Spuren und der Einfädelspur bewegten sich bis zu 8 Fahrzeuge nebeneinander! Zwar im Schrittempo, aber das war uns auch kein Trost.Von Eisenhaufen der_aktive_vulkankrater_laesst_im_zentrum_blaeschen_blubzerquetscht zu werden macht auch im Schrittempo keinen Spaß. Als ob wir gar nicht da gewesen wären fuhren die Italiener links und rechts von uns und der Platz dazwischen wurde immer weniger. Vor oder hinter einem nebenherfahrenden Auto einordnen war aber auch nicht drin, denn selbst dafür ließ man uns keinen Platz. Schließlich ergriffen wir die Flucht nach vorne und drückten uns wild gestikulierend unter lautem andauernden Gehupe zwischen den Fahrzeugen durch und verteilten dabei entsprechende Drohgebärden. Anscheinend zeigte das Wirkung, denn wie bei Moses das Meer, so teilten sich plötzlich die Automassen und gaben den Weg frei.

Wir beschlossen, diesen Streß schnellstmöglich zu beenden, indem wir die Stadtautobahn eine Ausfahrt früher, als im Reiseführer angegeben verließen. Wie sich herausstellte, war der Reiseführer falsch und die von uns gewählte Ausfahrt richtig. Trotzdem schafften wir es, uns noch ein letztes Mal zu verfahren, bevor wir in Pozzuoli auf den Campingplatz einbiegen konnten.

Der hatte zwar eigentlich schon geschlossen, aber der Platzwart war noch in eine Diskussion mit einer Reisegruppe aus Frankreich verwickelt, sodaß er vergessen hatte, das Tor zu nur_der_geruch_nach_faulen_eiern_aus_diesen_schwefelquelschließen. Nachdem er dies nachgeholt hatte, konnten wir uns einen Platz auf der saftiggrünen Wiese suchen.

Die Übernachtung auf 'Camping Solfatara' in Pozzuoli ist sicher einer der bleibendsten Eindrücke, denn der Platz liegt inmitten eines aktiven Vulkankraters. In der einen Hälfte des 2km Durchmesser messenden Trichters liegt auf einer üppigen Wiese der Campingplatz mit guten Sanitäreinrichtungen und einem kleinen Souvenirladen, die andere Hälfte blubbert, zischt und brodelt und enläßt dabei heftige Schwefelwasserstoff-Schwaden in die Luft. Pech, wenn der Wind dreht und mal nicht vom Campingteil wegweht.

Nach dem zweiten aktiven Vulkan auf unserer Reise machten wir uns auf den Weg nach Rom, den man, einem alten Sprichwort folgend, angeblich nicht verfehlen kann. Nachdem wir eine Stunde später zum dritten mal am Ausgangspunkt Pozzuoli ankamen wurden wir dennoch etwas stutzig. Offensichtlich gab es nämlich nicht nur eine Landstraße mit der entsprechenden Bezeichnung, sondern deren zwei, die auch noch in unterschiedliche Richtungen führten. Wir versuchten das Problem einfach zu lösen: Wir fuhren einfach Richtung Norden der Küste entlang. Eine schöne ruhige Nebenstraße mit angenehmer Vegetation und vielen schönen Kurven. Nach 15km fanden wir heraus, daß es sich um eine Zufahrt zu einer Fabrik handelt. Sackgasse.

Zähneknirschend fuhren wir zurück und begaben uns auf die Autobahn, die wir eigentlich vermeiden wollten. Kurz nach dem Ballungszentrum Neapel verließen wir die Autobahn wieder und fuhren die schönsten Küstensträßchen entlang. Je näher wir an Rom herankamen, desto forum_romanummehr hatten wir den Eindruck, auf einem Schachbrett zu fahren. Die Kurven der Küstenstraßen wurden immer gerader, bis sie ganz durch die schnurgeraden Militärstraßen der alten Römer ersetzt wurden.

Hier im Latium war das Beverly Hills des alten Roms. Die römischen Patrizier lebten hier auf ihren Landsitzen in prächtigen Villen. Und in der Tat steht auch heute noch so manche Villa herum. Viele davon wurden aber zum Verkauf angeboten, und das zu Preisen, für die man in Deutschland nicht einmal einen Maserati bekommt, mit dem man standesgemäß hierher fahren könnte.

coliseo_kollossalOstia ist sozusagen der Badevorort Roms. Es hat den Anschein, daß die gesamte italienische Hauptstadt-Bevölkerung sich am Wochenende hierher begibt, um sich zu erholen. Für den anreisenden Motorradfahrer ist es allerdings weniger erholsam, denn die Straßen entlang der Badestrände, an denen die anvisierten Campingplätze nunmal auch liegen, sind so zugeparkt und belebt, daß es fast unmöglich ist, unfallfrei voranzukommen.

Doch noch auf dem Campingplatz angekommen, feierten wir den Geburtstag unseres Mitreisenden. Am nächsten Tag begaben wir uns mit der S-Bahn nach Rom. Nicht wegen des engelsburg_-_ein_anderer_ausdruck_fuer_strafvollzugsanstRest-Alkohols der Geburtstagsfeier, obwohl das auch ein Argument gewesen wäre, sondern weil wir unsere Motorräder auf dem Platz sicherer wähnten. Außerdem erwarteten wir im heiligen Jahr ein entsprechendes Verkehrschaos. Die erwarteten Touristen- und Pilgermassen blieben aber aus und so konnten wir uns entspannt die grandiosen Sehenswürdigkeiten der ewigen Stadt betrachten, von denen man die meisten bequem zu Fuß erreichen kann.

Das Kolloseum ist genauso obligatorisch wie das Forum Romanum, der Petersdom und die Engelsburg. Die spanische Treppe ist seit Jahrhunderten Touristenmagnet. Aber auch der der_vaterlandsaltar_ist_bei_weitem_nicht_so_alt_wie_er_aVaterlandsaltar ist beeindruckend. Auch wenn es den Eindruck macht, es handele sich hierbei ebenfalls um ein historisches Gebäude, ist er doch recht jung. Zur Zeit des dritten Reiches wurde er von den italienischen Faschisten als Monumentalbauwerk zu Propagandazwecken gebaut. Bei all den riesigen und gewaltigen Bauwerken sollte man aber nicht vergessen, auch einmal die kleineren Sträßchen zu besuchen und vielleicht in einer kleinen Bar ein Eis zu essen. Hier lernt man dann die römische Lebensart am besten kennen.

Vor allem sollte man auf keinen Fall vergessen, eine Münze in den Fontana di Trevi zu werfen, denn die bedeutet, daß man wiederkommt.

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